Das Erbe des Kuriers by Brett Peter V

Das Erbe des Kuriers by Brett Peter V

Autor:Brett, Peter V.
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-03-03T16:00:00+00:00


»Bald werden sie aus dem Boden aufsteigen«, warnte Ragen. »Es wird Zeit, nach drinnen zu gehen.«

Mit »drinnen« meinte er das Zelt aus Leinwand, das die Männer aufgeschlagen hatten. Mittlerweile befanden sie sich südlich von Angier, auf der Straße, die ins Tal der Holzfäller führte.

»Auf gar keinen Fall«, widersprach Elissa. »Im Zelt sind wir auch nicht sicherer als hier draußen. Während der letzten Jahre habe ich viel Zeit damit zugebracht, Bannzeichnen zu lernen. Jetzt will ich endlich einen Dämon sehen.«

Ragen sah ihr die Anspannung an, als sie auf und ab ging und wartete. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. »Es bleibt aber nicht bei einem einzigen. Baumdämonen tauchen in Scharen neben der Straße auf, und sie werden nicht lange brauchen, um uns zu entdecken.«

Elissa blieb stehen. Sie holte tief Luft und spähte angestrengt in die Baumreihen längs der Straße, während die Sonne unter den Horizont glitt und die Dämmerung die Welt in Besitz nahm.

Lange brauchte sie nicht zu warten. Der verfluchte Nebel stieg aus dem Boden auf, verdichtete sich und nahm die unterschiedlichsten Formen an, wie Ton, der von einem Künstler modelliert wird, bis sich allmählich eine erkennbare Gestalt herausbildete.

Es war ein Baumdämon, mit langen Gliedmaßen und einem braunen Körperpanzer, der knorrig und rau war wie die Borke eines Baumstamms. An der Stelle, an der die Krallen aus den Pranken wuchsen, glichen sie stumpfen, abgebrochenen Zweigen, aber aus Erfahrung wusste Ragen, dass sie in scharfen, gekrümmten Spitzen ausliefen, die sich sowohl hervorragend zum Erklettern von Bäumen eigneten als auch dazu, einer Beute den Bauch aufzuschlitzen.

Die Kreatur sperrte das Maul weit auf und entblößte Hunderte von gelben Zähnen, die spitz und scharf waren wie Ahlen. Aber Elissa blickte dem Horcling direkt in die Augen, und Ragen platzte beinahe vor Stolz. Er hatte erfahrene Kuriere gekannt, die es nicht über sich brachten, dem Starren eines Dämons standzuhalten.

Doch als der Horcling zum Angriff überging, die Entfernung zwischen ihnen im Nu zurücklegte und mit den Pranken nach Elissa schlug, schrie sie vor Schreck auf. Ragen glaubte, ihm bliebe das Herz stehen, und er fühlte sich wie ein blutiger Anfänger, der zum ersten Mal im Freien übernachtet.

Der Hieb wurde vom Siegelnetz abgefangen. Es gab einen lauten Knall, und von der Stelle aus, an der die Pranke aufgeprallt war, zuckte ein Lichtblitz in Form eines Spinnennetzes durch die Linien aus Magie.

Elissa beobachtete, wie das Siegelnetz die Energie zurückschleuderte und den Dämon von den Füßen riss. Sie rümpfte verächtlich die Nase, ehe sie sich in das Zelt begab. Der Horcling, den ihre Missachtung in Wut versetzte, griff immer und immer wieder das Netz an, jedoch ohne Erfolg.

Eine Zeit lang ging es so weiter. Dieser erste Dämon hatte andere angelockt, und bald lauerten ein Dutzend von ihnen in der Nähe und attackierten abwechselnd das Netz.

Der Schöpfer allein mochte wissen, wie Elissa es schaffte einzuschlafen. Es gab einmal eine Zeit, da konnte auch er inmitten einer Horclingattacke einschlummern, aber die Erinnerung daran entlud sich in Albträumen, seit er sich zur Ruhe gesetzt hatte, und nun lag er hellwach da und zuckte bei jedem neuen Ansturm zusammen.



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